Böhm Chapel, Richterfenster und Mariendom

Gegenwartskunst im Dialog mit dem Religiösen

21. bis 24. Mai 2024

4-tägige Exkursion in Köln und Umgebung

(Hotelübernachtung in Köln optional)

 

 

Man muss gar nicht immer in die Ferne reisen, um interessante Kunst und Architektur zu sehen und sich mit spannenden Fragen auseinanderzusetzen!

Markus Eckstein hat ein hoch interessantes, 4-tägiges Programm zusammengestellt, das sich auf vielfältige Weise mit dem Spannungsverhältnis Kirche und moderne Kunst auseinandersetzt.
Zwei Exkursions-Tage in Köln sowie zwei Ausflüge ins Bergische Land, nach Düsseldorf und an den Niederrhein werden einen vertieften Einblick in die unterschiedlichsten Aspekte des Themas ermöglichen und Sie werden zahlreiche Bauten und Kunstwerke sehen, die Sie sicherlich überraschen.

Mariendom in Neviges / Foto: seier+seier / CC BY 2.0 (via WikiCommons - beschnitten)

Wenn in den vergangenen Jahren vom Spannungsverhältnis zwischen zeitgenössischer Kunst und Kirche die Rede war, so verkannte der Diskurs meist, dass die jeweilige „Gegenwartskunst“ jahrtausendelang fast immer der religiösen Praxis entsprungen war. Die Trennbarkeit von Kunst und Religion wurde erst mit der Renaissance möglich. Vollends vollzogen wurde sie erst mit Biedermeier und Nazarenertum.

Die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts begonnenen und letztlich mit dem Aufkommen von Faschismus und Nationalsozialismus geradezu erstickten Ansätze, kirchliche und profane Kunst (die klassische Moderne) wieder zusammenzubringen, konnten erst in der Nachkriegszeit wieder aufgegriffen werden - dies zunächst in der Architektur und maßgeblich in der Erzdiözese Köln. Seit langem als ikonisch wahrgenommene Bauten wie Gottfried Böhms Mariendom in Neviges stehen dafür.

Lüpertz-Fenster in Sankt Andreas Köln

Vor einem halben Jahrhundert starteten auch die ersten Projekte, die zeitgenössische bildende Kunst wieder in die Kirchen holten. In diesem Zusammenhang ist in keiner Richtung von einer Aufholjagd zu sprechen. Die mittlerweile äußerst facettenreich und scheints allgegenwärtig anzutreffende Zusammenführung von Orten und Objekten religiöser Praxis mit zeitgenössischer und nicht-religiöser Kunst belegt bei näherer Betrachtung, dass die Anliegen beider Praxisfelder schon immer und immer noch große Schnittmengen aufweisen.

Die viertägige Exkursion in Köln und Umgebung führt zu beispielhaften Orten des Dialogs zwischen Profanem und Sakralem sowie in Klassiker des Nachkriegskirchenbaus und neue Ikonen kirchlicher Kunst wie Gerhard Richters Fenster im Kölner Dom ein.

Eduardo Chillidas "Gurutz Aldare" in Sankt Peter Köln


REISELEITUNG: Markus Eckstein


PREIS für 4 Exkursionstage: 485 €

auf Wunsch buchen wir für Sie 3 Hotelübernachtungen mit Frühstück  im Hotel Lindner am Dom: 220,50 € im DZ p.P. / im EZ: 360 €

Leistungen

  • alle Eintritte und Führungen zu den im Programm beschriebenen Kirchen und Museen durch Markus Eckstein
  • Fahrten mit einem modernen Reisebus am 2. und 3. Exkursionstag
  • auf Wunsch: Unterkunft mit Frühstück im ****Hotel Lindner am Dom (wenige Schritte vom Kölner Hbf)

 

mindestens 14 maximal 20 Teilnehmer/innen

Ablauf

Böhm Chapel, Richterfenster und Mariendom. Gegenwartskunst im Dialog mit dem Religiösen

 

Dienstag, 21.05.2024

Lüpertz, Meistermann, Manessier, Chillida, Rikus

Die älteren der seit 2005 für St. Andreas geschaffenen Fenster von Markus Lüpertz sind formal an Picassos Kunst der 1950er Jahre orientiert und zeigen für lüpertz-typische, brutalistische Gestaltungen mit historischem Gegenwartsbezug. In der romanischen Kirche St. Gereon kommt Georg Meistermanns Kunst des Bedeutungsschwebens zur Geltung; jahrzehntelang einziger Fall der Ausgestaltung einer Kirche des Erzbistum Köln durch einen Vertreter der internationalen Kunstszene sind die 1964 für die Krypta geschaffenen Fenster Alfred Manessiers (Nouvelle École de Paris). Die 1987 von Friedhelm Mennekes gegründete Kunststation St. Peter kann bundesweit als ein bis heute bestehendes Pilotprojekt des Dialogs von zeitgenössischer Kunst und Musik mit Kirche angesehen werden. Die für die Kunststation durch Eduardo Chillida 2000 geschaffene Arbeit „Gurrutz Aldare“ (Kreuzaltar) ist eines der auch theologisch anspruchvollsten liturgischen Objekte der künstlerischen Gegenwart. Die Kirche St. Johannes XXIII. von Bildhauer Josef Rikus stellt innerhalb des hochmodernen und innovativen Kirchenbaus der Erzdiözese Köln der ersten Nachkriegsjahrzehnte noch einmal einen Sonderfall der Béton brut-Architektur dar.

 

Mittwoch, 22.05.2024

Beuys, Mataré, Ikemura, Rückriem, Staeck, Uecker

1959 schuf Joseph Beuys für den Alten Kirchturm zu Büderich seine einzige im öffentlichen Auftrag entstandene Arbeit. Das „Büdericher Mahnmal für die Toten der Weltkriege“ ist ein beeindruckendes, ein Schlüsselwerk für das Verständnis des Übergangs Beuys‘ von einer aus der christlichen Ikonographie geschöpften Figürlichkeit zum erweiterten, systemisch-struktural gefassten Kunstbegriff. Das Museum Kurhaus in Kleve bewahrt in den Räumlichkeiten seines ersten Ateliers eine große Sammlung früher Arbeiten. Ausgestellt ist aber auch Beuys‘ künstlerische Auseinandersetzung mit den Kölner Domportalen seines Hochschullehrers Ewald Mataré, dessen Nachlass ebenfalls das Museum Kurhaus verwaltet. Ewald Mataré verstand sich dezidiert als christlich Künstler und schuf  vieles in kirchlichem Auftrag. Selbst wiederum Schüler von Lovis Corinth, darf Mataré als letztlebender Vertreter der klassischen deutschen Moderne gelten. Das 1979 eingeweihte Gemeindezentrum Pax Christi Kirche Krefeld versammelt in seinen Räumlichkeiten über 30 zeitgenössische, nicht für einen kirchlichen Kontext geschaffene Arbeiten, darunter solche von Schaffenden internationalen Rangs wie Leiko Ikemura, Ulrich Rückriem, Klaus Staeck oder Günter Uecker.

 

Donnerstag, 23.05.2024

Böhm, Schneider-Esleben, Rosiny, Ettl

Die Erzdiözese Köln veranlasste das weltweit umfangreichste und architektonisch innovativste kirchliche Bauschaffen der 1950er/60er Jahre. Fanal der Kölnischen Nachkriegsmoderne und entscheidender Beitrag zum Weltruhm des späteren Pritzker-Preisträgers Gottfried Böhm ist die Kirche Maria Königin des Friedens in Velbert-Neviges. In all ihrer Modernität ist die in jeder Hinsicht imponierende Anlage auch typisch für das Böhmsche, von der Idee des barocken Gesamtkunstwerks zehrende Architekturschaffen. Die enorme formale Spannweite des auch konstruktiv hoch innovativen Kölnischen Nachkriegskirchenbaus mitsamt dessen ikonologischen historischen Anleihen verkörpert kaum ein Bau besser als die St. Rochuskirche von Paul Schneider-Esleben in Düsseldorf-Pempelfort. Die Kirche des 1972/73 nach Plänen von Nikolaus Rosiny errichteten nüchtern-sachlichen Gemeindezentrums Heilig Geist in Neuss-Weißenberg wurde nach Umbau durch Rolf Link über neun Jahre lang vom Minimalisten und Formserialisten Georg Ettl in eine dem Horror vacui frönende, üppige Erzähllandschaft umgestaltet.

 

Freitag, 24.05.2024

Zumthor. Lochner, Warhol, Kounellis, Horn

Im 2007 eröffneten Museum KOLUMBA des Erzbistum Köln treten alte religiöse Bilder und zeitgenössische nichtkirchliche Kunst miteinander in Dialog. Den der religiösen Praxis entfremdeten Objekten wird in der auf einzelne Werke abgestimmten Architektur Peter Zumthors die sakrale Würde zurückgegeben; die transzendente Dimension zeitgenössischer Kunst wird durch die Gegenwart der alten Kunst konnotiert. 2010 wurde vom Galeristenehepaar Rafael und Teresa Jablonka der Ausstellungsort „Böhm Chapel“ in Hürth-Kalscheuren gegründet. Galerieraum ist die vormalige Kirche St. Ursula von Gottfried Böhm, ein Meisterwerk des organischen Schalenbaus aus der Mitte der 1950er Jahre. Gerade in seiner profanierten Funktion und Gestalt stellt der Bau seine sublime Gestalt in Vollendung dar. Internationale Beachtung fand Gerhard Richters Fenster im Kölner Dom noch vor seiner Einweihung im Jahre 2007. Das 130 qm große, wohldurchdachte und dennoch dem Zufall anheimgegebene Werk, vereinigt völlig gestaltlose Abstraktion mit strengster Ordnung in der Kunst.

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Ablauf detailliert:

 

Dienstag, 21.05.2024, innerhalb Kölns

  • 10:00 h, St. Andreas, Köln (Markus Lüpertz)
  • 11:00 h, St. Gereon, Köln (Alfred Manessier, Wilhelm Buschulte, Georg Meistermann)
  • 12:30 h Mittagspause (gemeinsames Mittagessen)
  • 14:00 h, Kunststation St. Peter, Köln (Martin Creed, Eduardo Chillida, aktuelle Ausstellung)
  • 16:00 h St. Johannes XXIII., Köln-Lindenthal (Josef Rikus, Will Thonett, Egbert Verbeek)

Mittwoch, 22.05.2024, Exkursion (insg. 270 km)

  • 10:00 h, Alter Kirchturm, Meerbusch-Büderich (Joseph Beuys)
  • 12:30 h, Mittagspause in Kleve (gemeinsames Mittagessen)
  • 14:00 h, Museum Kurhaus, Kleve (Ewald Mataré, Joseph Beuys)
  • 16:30 h, Pax-Christi Kirche, Krefeld (Joseph Beuys, Felix Dröse, Leiko Ikemura, Ulrich Rückriem, Klaus Staeck, Günter Uecker u.a.)

Donnerstag, 23.05.2024, Exkursion (insg. 156 km)

  • 10:00 h, Maria Königin des Friedens, Neviges (Gottfried Böhm, Elmar Hillebrandt, Markus Böhm)
  • 13:00 h, Mittagspause in Düsseldorf-Pempelfort (Mittagessen freie Wahl?)
  • 14:30 h, St. Rochus, Düsseldorf (Paul Schneider-Esleben, Ewald Mataré, Bert Gerresheim)
  • 16:30 h, Heilig Geist-Kirche, Neuss-Weißenberg (Nikolaus Rosiny/Rolf Link, Georg Ettl)

Freitag, 24.05.2024, innerhalb bzw. Nahraum Kölns

  • 10:00 h, Museum Kolumba, Köln
  • 12:00 h, Mittagspause, Köln (Mittagessen freie Wahl)
  • 14:00 h, Böhm Chapel, Hürth-Kalscheuren (Galerie Jablonka), per Nahverkehr -
  • 16:00 h, Dom, Köln (Gerhard Richter)
  • 17:00 h Ende der Veranstaltung in Köln

 

Änderungen vorbehalten

 

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