Lieder Singen Weisen Sagen. Romantische Reise zum Rheingau Musik Festival

06.–09.07.2023

 

Do 06.07. – Ruinenkult und Totenmesse

Wie weiland die großen Romantiker Lord Byron, Clemens Brentano oder Achim von Arnim fahren wir auf unserer Busanreise ab Köln ganz klassisch durchs Mittelrheintal – von Koblenz und Feste Ehrenbreitstein mit romantischen Liedern und Weisen gespickt bis Bingen – unsere Blicke gelten Boppard, St. Goar, Oberwesel, Bacharach, den Burgen Rheinfels und Schönburg, der Pfalz bei Kaub, der Burg Stahleck und dem Mäuseturm.

Eltville am Rhein ist unsere erste Station. Nach einer Mittagspause mit Blick auf die Weinfelder, fällt hier die kurmainzische Burg in unseren Blick, hier wurde einst Johannes Gutenberg zum kurfürstlichen Amtmann erhoben. Beim Spaziergang über die Uferpromenade können wir am Weinprobierstand ein erstes Mal die dionysischen Erzeugnisse des Rheingaus kosten.

Dann geht es weiter zu unserem Quartier, dem schönen Hotel auf Kloster Eberbach, wo wir die kommenden drei Nächte in herrlicher Umgebung residieren.Bevor am Abend das erste Konzert auf dem Programm steht, gibt es optional die Möglichkeit einer Weinprobe in der Vinothek des Klosters sowie dann für alle ein gemeinsames Abendessen.

In der Kloster-Basilika erleben wir eine hochkarätige Aufführung von Giuseppe Verdis „Requiem“, jener eindrucksvollen geistlichen Komposition des bedeutenden Italieners, die wegen ihrer mitreißenden Melodien von Spöttern gerne liebevoll-ironisch als „Verdis beste Oper“ bezeichnet wird.

Fr 07.07. – Von der Gottheit eingedrückt

Kloster Eberbach darf neben Maulbronn als besterhaltenes Zisterzienserkloster Deutschlands gelten. Der gewaltige Baubestand von Kirche, Kleriker- und Konversentrakt, Hospital, aber auch der dunkeltiefen, vom „Kellerkatze“ genannten Edelschimmel befallenen Weinkeller machten aus Kloster Eberbach die optimale Kulisse für Jean-Jaques Annauds Film „Der Name der Rose“.

Nach ausführlicher Besichtigung der Klosteranlage und nach einer kleinen Stärkung mit ortstypischen Köstlichkeiten, fahren wir ins nahe gelegene Kiedrich. Ein wahrhaft spätgotisches Schatzstück ist die dortige Kirche St. Valentinus und Dionysius. Nebst vollständig erhaltenem vorreformatorischen Laiengestühl, Karner und Michaelskapelle wird hier auch eine einzigartige Sonderform der Gregorianik, die seit 700 Jahren von Laien gesungene „Germanische Choraldialektik“ gepflegt.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags suchen wir die Abteikirche St. Hildegardis in Eibingen, eine Klostergründung der Hildegard von Bingen, auf. Die Kirche wurde innen vollständig von Vertretern der Beuroner Reformkunstschule ausgestaltet.

Der Abend gilt dem Besuch von Schloss Johannisberg. An dieser Domäne wurde vor 300 Jahren der erste sortenreine Riesling angebaut. Hier wurde vor 250 Jahren die Spätlese eher ge- als erfunden. Von hierher ließ sich, rund 200 Jahre ist’s her, Goethe fässchenweise mit seinem Liebling, dem Rheingauer Riesling des Kometenjahrgangs 1811 beliefern.

In der Schlossschänke Johannisberg werden wir zu Abendessen und anschließend im Fürst-Metternich-Saal des Schlosses unser abendliches Konzert, einen Klavierabend mit der jungen Pianistin Jeneba Kanneh-Mason, genießen.

Sa 10.07. – Hochgesegnete Gebreiten

 

In Oestrich-Winkel befindet sich ein, wenn nicht DER Geburtsort der Rheinromantik. Vom Sommerhaus der Frankfurter Kaufmannsfamilie Brentano brachen Achim von Arnim und Clemens Brentano 1802 zu ihrer legendären Rheinreise auf, als deren Resultat „Des Knaben Wunderhorn“ erschien. Der berühmteste Gast des Brentanohauses, Goethe, schrieb hier am „Westöstlichen Diwan“ und ärgerte Hausherrin Antonie Brentano maßlos mit seiner nur auf die Aufnahme fester Nahrung bezogenen Appetitlosigkeit.

Hier auch hatte das Enfant terrible der Familie, die spätere Sozialreformerin Bettina verh. von Arnim ihre ersten, wiederum Goethe enervierenden „öffentlichen“ und „privaten“ Auftritte. Und last not least wurden alle hier Versammelten Zeugen der tragisch endenden Existenz der gewichtigsten weiblichen Gestalt der Frühromantik: Karoline von Günderrode.
Im literarischen Spaziergang durch Winkel folgen wir all deren Spuren. Nach Führung im Brentanohaus durch die letzte Hausherrin Angela Baronin von Brentano werden wir dort auch gemeinsam zu Mittagessen essen.

Nachmittags wechseln wir mit der Fähre auf die andere Rheinseite. Der Rochusberg bei Bingen war ein bevorzugter Aussichtspunkt Goethes und der Brentanos. Der agnostische protestantische Geheimrat hatte 1814 für einen Neubau der Wallfahrtskapelle bei der Malerin Louise Seidler ein Heiligenbild in Auftrag gegeben. Deren Darstellung des fast noch kindlichen Rochus trägt in auffälliger Weise Züge des jungen Johann Wolfgang. Uns zur nachkostenden Lese und im Wortlaut hinterließ der große Goethe dann im selben Jahr die weinselig mahnende Ermunterung eines Wallfahrtspredigers zum „Rochusfest in Bingen“.

Abends schließlich das dritte Konzert auf dieser Reise für alle Sinne: Im Kreuzgang des Kloster Eberbachs erleben wir eines der beliebtesten Events des Rheingau-Musik-Festivals:
eine Mozart-Nacht unter freiem Himmel.
Danach werden wir dann noch einmal zusammen für ein gemeinsames Abendessen in der Klosterschänke einkehren.

So 09.07. – Hüter des Stroms

Wer möchte, kann sich am Vormittag in Kiedrich von der hohen Qualität und der Eigenart der „Germanischen Chordialektik“ überzeugen. Die allsonntäglichen lateinischen Hochämter werden traditionell von den in dieser Sonderform der Gregorianik ausgebildeten Kiedricher Chorknaben begleitet.

Auf der Rückfahrt Richtung Köln machen wir Zwischenstopp beim Niederwalddenkmal. Das 1883 anlässlich seiner Einweihung als Friedensmal bezeichnete, über zehn Meter hohe Bildnis der Germania, ist augenfälligstes Zeugnis einer aus der romantischen Bewegung erwachsenen, problematischen deutsch-nationalen Identitätssuche des 19. Jahrhunderts. Max Schneckenburgers am Sockel angebrachte Zeilen von der „Wacht am Rhein“ lassen sich nicht jedenfalls nicht anders lesen, denn als martialischer Drohgestus in Richtung des Deutschland gegenüber ehemals gleichsam erbfeindgesinnten Frankreich.

 

Änderungen vorbehalten.

 

DIE KONZERTE   GIUSEPPE VERDI: MESSA DA REQUIEM Carmela Remigi, Sopran Anastasia Boldyreva, Alt Davide Giuti, Tenor Gianluca Burrato, Bariton Orchestra e Coro Sinfonica di Milano in der Basilika des Klosters Eberbach __________________________________ Klavierabend mit JENEBA KANNEH-MASON Programm Dmitri Schostakowitsch Präludium und Fuge D-Dur op. 87 Nr. 5 Sergei Prokofjew Romeo und Julia. 10 Stücke für Klavier op. 75 Ludwig van Beethoven Klaviersonate D-Dur op. 10 Nr. 3 Claude Debussy Estampes im Fürst-von-Metternich-Saal auf Schloss Johannisberg __________________________________ MOZART-NACHT Ana de la Vega, Flöte Kölner Kammerorchester Raphael Christ, Violine & Leitung Urban Brass * Tomothy Chooi, Violine * Martin James Bartlett, Klavier *Marmen Quartett Programm 1. Teil im Kreuzgang Wolfgang Amadeus Mozart Serenade Nr. 6 D-Dur KV 239 „Serenata notturna“ Andante für Flöte und Orchester C-Dur KV 315 Flötenkonzert D-Dur KV 314 2. Teil Kammermusik in verschiedenen Räumen zur Auswahl 3. Teil im Kreuzgang Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie D-Dur KV 385 „Haffner“