Ein Programm über Liebeswonnen und Liebesleid mit:

Ulrich Forster: Moderation, Rezitation und Gesang
Jacques Neureuter: Violoncello
Thomas Lachmann: Klavier

Es ist eine alte Geschichte und bleibt doch immer neu, und wem sie just passieret, dem bricht das Herz entzwei. Mit betörend süßen Klängen beginnt Robert Schumanns Komposition „Dichterliebe“ nach Gedichten von Heinrich Heine.
Mit eben jenen hohen sanften Klängen, die vom süßen Liebesglück im Wonnemonat Mai träumen, beginnt auch unser Programm– um jedoch bald schon in dunkle Abgründe hinabzusinken.
Glück und Trauer, Rausch und Verzweiflung, süße Lust und rasende Eifersucht– oft liegen in Liebesdingen nur Augenblicke dazwischen. So erzählen es uns auch schon die ganz alten Geschichten: die Erzählungen, Märchen und Legenden der antiken Mythologie. Sie bilden den bindenden Rahmen eines ungewöhnlichen Abends mit viel Kunst, Literatur und Musik.

Ulrich Forster erzählt die Geschichte von „Amor als Honigdieb“, von der Liebesaffäre der Venus mit dem Kriegsgott Mars, vom höchst pikanten Verhältnis der Liebesgöttin zu ihrem eigenen Sohn, oder auch von der überwältigenden Begegnung des Gottes Bacchus und der unglücklichen Ariadne auf der Insel Naxos. Gemälde berühmter Maler wie Tizian, Sandro Botticelli, Jacopo Pontormo und Lucas Cranach bieten den jeweiligen Anlass dafür.

Jacques Neureuter und Thomas Lachmann spielen Musik von Robert Schumann, Edward Elgar, Richard Strauß, Fritz und Georg Kreisler, sowie eigene Improvisationen. Gedichte von Heinrich Heine, Mascha Kaleko, Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Else Lasker-Schüler, und anderen mehr mischen sich in und zwischen die Klänge.



Freitag, 19. April 2024, 20.00 Uhr

JOHANNESKIRCHE - EVANGELISCHE STADTKIRCHE TROISDORF

Viktoriastraße 1
53840 Troisdorf

 

EINTRITT: 20 €  / Schüler*innen und Student*innen: 10 €

Karten an der Abendkasse - es sind reichlich Plätze vorhanden.
Wer dennoch reservieren möchte kann dies direkt über die Ev. Kirchengemeinde Troisdorf tun, unter der E-Mail: tickets@evangelischtroisdorf.de



DIE MUSIK

Robert Schumann

aus Dichterliebe op. 48:

- Im wunderschönen Monat Mai

- Ein Jüngling liebt ein Mädchen

Fritz Kreisler

Liebesleid (1910)

Edward Elgar

Salut d’amour op. 12

Richard Strauss

Romanze für Violoncello F-Dur (1883; Auszug)

Franz Schubert

Die Götter Griechenlands (1819; Auszug)

Gabriel Fauré

Après un rêve op. 7 Nr. 1

Johann Sebastian Bach

aus Suite Nr. 5 für Violoncello solo (BWV 1011)

- Sarabande

Michel Corette

Sonate D-Dur op. 20

- Allegro moderato

Georg Kreisler

Demontage (1979)

Robert Schumann

aus Dichterliebe op. 48 :

Das ist ein Flöten und Geigen (Auszüge und Varianten)

Georg Kreisler

Verlassen (1961)

Robert Schumann

aus Dichterliebe op. 48 :

- Die alten bösen Lieder (Auszug)

DIE GEDICHTE

 

HEINRICH HEINE

EIN JÜNGLING LIEBTR EIN MÄDCHEN

 

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen andern erwählt;
Der andre liebt eine andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.

Das Mädchen nimmt (heiratet) aus Ärger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.

Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.

 

 

HEINRICH HEINE

DER ARME PETER

 

Der Hans und die Grete tanzen herum,
Und jauchzen vor lauter Freude.
Der Peter steht so still und stumm,
Und ist so blaß wie Kreide.

Der Hans und die Grete sind Bräutgam und Braut,
Und blitzen im Hochzeitsgeschmeide.
Der arme Peter die Nägel kaut
Und geht im Werkeltagskleide.

Der Peter spricht leise vor sich her,
Und schaut betrübet auf beide:
Ach! wenn ich nicht gar zu vernünftig wär,
Ich täte mir was zuleide.


»In meiner Brust, da sitzt ein Weh,
Das will die Brust zersprengen;
Und wo ich steh und wo ich geh,
Wills mich von hinnen drängen.

Es treibt mich nach der Liebsten Näh,
Als könnts die Grete heilen;
Doch wenn ich der ins Auge seh,
Muß ich von hinnen eilen.

Ich steig hinauf auf des Berges Höh,
Dort ist man doch alleine;
Und wenn ich still dort oben steh,
Dann steh ich still und weine.«

 

Der arme Peter wankt vorbei,
Gar langsam, leichenblaß und scheu.
Es bleiben fast, wenn sie ihn sehn,
Die Leute auf der Straße stehn.

Die Mädchen flüstern sich ins Ohr:
»Der stieg wohl aus dem Grab hervor.«
Ach nein, ihr lieben Jungfräulein,
Der legt sich erst ins Grab hinein.

Er hat verloren seinen Schatz,
Drum ist das Grab der beste Platz,
Wo er am besten liegen mag,
Und schlafen bis zum jüngsten Tag.

 

HERMANN HESSE

Ich bin der Hirsch und du das Reh,
Der Vogel du und ich der Baum,
Die Sonne du und ich der Schnee,
Du bist der Tag und ich der Traum.

Nachts aus meinem schlafenden Mund
Fliegt ein Goldvogel zu dir,
Hell ist seine Stimme, sein Flügel bunt,
Der singt dir das Lied von der Liebe,
Der singt dir das Lied von mir.

 

CHRISTIAN MORGENSTERN


Du bist mein Land,
ich deine Flut,
die sehnend dich ummeeret;
Du bist der Strand,
dazu mein Blut
ohn' Ende wiederkehret.

An dich geschmiegt,
mein Spiegel wiegt
das Licht der tausend Sterne;
und leise rollt
dein Muschelgold
in meine Meergrundferne.

 

RAINER MARIA RILKE


Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkeln unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

 

 

CHRISTIAN HOFMANN VON HOFMANSWALDAU

ALS DIE VENUS NEUICH...

 

Als die Venus neulich saße
In dem Bade nackt und bloß
Und Cupido auf der Schoß
Von dem Liebeszucker aße,
Zeigte sie dem kleinen Knaben
Alles, was die Frauen haben.

Marmelhügel sah er liegen,
Von Begierden aufgebaut;
Sprach zur Mutter überlaut:
Wann werd ich dergleichen kriegen,
Daß mich auch die Schäferinnen
Und die Damen liebgewinnen?

Venus lacht aus vollem Munde
Über ihren kleinen Sohn,
Denn sie sah und merkte schon,
Dass er was davon verstünde.
Sprach: Du hast wohl andre Sachen,
Die verliebter können machen.

Unterdessen ließ sie spielen
Seine Hand auf ihrer Brust,
Denn sie merkte, dass er Lust
Hatte, weiter nachzufühlen,
Bis ihr endlich dieser Kleine
Kam an ihre zarten Beine.

Als er sich an sie geschmieget,
Sprach er: Liebes Mütterlein,
Wer hat an das dicke Bein
Euch die Wunde zugefüget?
Müßt ihr Weiber denn auf Erden
Alle so verwundet werden?

Venus konnte nichts mehr sagen
Als: Du kleiner Bösewicht,
Packe dich, du sollst noch nicht
Nach dergleichen Sachen fragen.
Wunden, die von Liebespfeilen
Kommen, die sind nicht zu heilen.

 

EIFERSUCHT

 

HEINRICH HEINE / R.SCHUMANN


Das ist ein Flöten und Geigen,
Trompeten schmettern drein;
Da tanzt wohl den Hochzeitreigen
Die Herzallerliebste mein.

Das ist ein Klingen und Dröhnen,
Von Pauken und Schalmei'n;
Dazwischen schluchzen und stöhnen
Die lieblichen Engelein.

 

ELSE LASKER-SCHÜLER

EIFERSUCHT

Denk' mal, wir beide
Zwischen feurigem Zigeunervolk
Auf der Haide!
Ich zu Deinen Füßen liegend,
Du die Fiedel spielend,
Meine Seele einwiegend,
Und der brennende Steppenwind
Saust um uns!

...Aber die Mariennacht verschmerz' ich nicht!
Die Mariennacht -
Da ich Dich sah
Mit der Einen...
Wie duftendes Schneien
Fielen die Blüten von den Bäumen.
Die Mariennacht verschmerz' ich nicht,
Die blonde Blume in Deinen Armen nicht!

 

JOACHIM RINGELNATZ

 

Ein Nagel saß in einem Stück Holz.
Der war auf seine Gattin sehr stolz.
Die trug eine goldene Haube
Und war eine Messingschraube.

Sie war etwas locker und etwas verschraubt,
Sowohl in der Liebe, als auch überhaupt.
Sie liebte ein Häkchen und traf sich mit ihm
In einem Astloch. Sie wurden intim.
Kurz, eines Tages entfernten sie sich
Und ließen den armen Nagel im Stich.
Der arme Nagel bog sich vor Schmerz.
Noch niemals hatte sein eisernes Herz
So bittere Leiden gekostet.
Bald war er beinah verrostet.

Da aber kehrte sein früheres Glück,
Die alte Schraube wieder zurück.
Sie glänzte übers ganze Gesicht.
Ja, alte Liebe, die rostet nicht!

 

MASCHA KALEKO

KONSEQUENZ DES HERZENS

Konsequenz des Herzens
Ich bin nicht eifersüchtig von Natur.
Keine Spur.
Ach so, ja damals… Damals ja. Aber künftig
Bin ich vernünftig.
Du wirst es ja sehen.
Meinetwegen kannst du auch ganz alleine gehen.
Ich sage keinen Ton.

(Aber: treff ich dich mit der bemalten Person
Freundlich vorm Schotten-Café stehen …
Dann wird ich mich doch mal genötigt sehen,
Der Dame mit den gefärbten Tatzen
In vornehm-gepflegter Konversation
Die giftgen Augen auszukratzen!)

 

 

CHRISTIAN MORGENSTERN

AN MARGARETA


Ich habe nicht gewusst, dass so viel Liebe
in einem Menschen sein kann - und zu mir.
Zwar - ich bin ungerecht. Und doch - es hat
mich nimmermehr zuvor so überwältigt.

So will ich sagen: Wissen um die Liebe,
das tat ich stets, und war auch wohl ihr Gast,
so wie ein Gast von Heim und Herdglut weiß.
Durch dich erst aber glaub' ich an die Liebe.

Selbst (und das ist das schwerste) an die meine;
an meine Fähigkeit zu jener letzten
Ver-einigung des ewig sonst Ent-zweiten.

Nun nicht mehr Gast nur wandl' ich durch die Zeiten, -
nun sitz ich selbst am Herd und atme Frieden,
und glaub an alle Liebe - durch die deine.

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